Für Sie nochmal in aller Deutlichkeit, Frau Mau.

Für Sie nochmal in aller Deutlichkeit, Frau Mau:
Ich fordere eine sachliche Debatte, die dem Ernst des Themas angemessen ist.

Huschke Mau hat nicht verstanden, dass mein Offener Brief und auch die Petition nicht an sie gerichtet waren. Auf Ihrer Facebook-Seite  tut sie etwas, was sie sonst nach eigenen Angaben nicht praktiziert, sie berichtet ihrer Gefolgschaft über meine „Hetze“, und badet danach in über Hunderten unqualifizierten Kommentaren, die alle am selben kranken, nämlich an der mangelnden Fähigkeit sich einer sachlichen Kritik zu stellen.
Leider ist es genau das, was wir alle in dieser Debatte so schmerzlich vermissen, nämlich Sachlickeit statt Meinung.
Statt mich diesem desolaten und politisch verlotterten Klima auf Facebook auszusetzen, veröffentlichte ich meine Antwort auf Twitter und hier und kommentierte nur einmal, der Vollständigkeit halber unter ihren Rant:

Frau Mau, was genau an meinen ernstgemeinten Vorwürfen an Sie lässt sie „sehr lachen“?
Mir drängt sich der Eindruck von Unangemessenheit auf ist, zeigt es doch, dass Sie sich nicht sorgfältig mit Kritik auseinandersetzen.
Statt „Geschichten zu erfinden“, führe ich hier nochmal auf, was ich Ihnen vorwerfe.

Ich werfe Ihnen Rassismus vor. Ihre politische Forderung nach Freierkriminalisierung und Sexkaufverbot bedroht Migrant*innen in der Sexarbeit aufgrund der Illegalisierung ausgewiesen zu werden, keinen Lebensunterhalt mit einer selbstgewählten Arbeit verdienen zu können und im Heimatland eine erheblich schlechtere Situation mit unsicheren Verdiensten vorzufinden. Politisch wird das Sexkaufverbot dazu genutzt: Für die Abschiebung von migrantischen Sexarbeiter*innen und das ist bekannt.

Ich werfe Ihnen reaktionäre Sexualmoral vor, weil Sie sich für ein Verbot von sexuellen Handlungen einsetzen, die konsensuell und gegen ein Entgelt zwischen zwei Menschen vereinbart werden und solange keine Straftat darstellt, wie kein Menschenhandel, Vergewaltigung oder Zwang involviert ist. Da können Sie noch so häufig sagen, dass Sexarbeit Vergewaltigung sei, es wird dadurch nicht richtiger, sondern bleibt eins: Ihre Meinung. Ihre Meinung dürfen Sie nicht Grundlage von Verboten  erheben. Also ersparen Sie uns Ihre hetero-normative Ignoranz.
Sexualität ist ein Grundbedürfnis, dem Menschen auf unterschiedliche Art und Weise nachkommen: Manche in der Ehe, manche im Bordell. Andere auf Dating-Plattformen, wieder andere in außerhelichen Affären. Ihnen, Frau Mau, steht ein Urteil darüber genau so wenig zu wie mir. Mir ist nur eins wichtig, dass die Menschen, die erotische und sexuelle Dienstleistungen anbieten und in Anspruch nehmen dies im Bewusstsein tun können, dass Sexarbeitende (Menschen-)Rechte haben, nicht stigmatisiert werden und sie eine wichtige und bedeutsame Arbeit tun. Dass ihnen Respekt gebührt, und sie sich auf einen sicheren Rahmen verlassen können, der Arbeit von Ausbeutung trennt. Dass sie, wenn Übergriffe vorkommen, Anzeige erstatten können und nicht mit Abschiebung oder Diskriminierung durch Polizeibeamte rechnen müssen. Dass es Anlaufstellen gibt, die beraten, bei Bedarf unterstützen und die akzeptierend mit ihnen umgehen ohne dies mit Forderungen nach Ausstieg zu verknüpfen.

Ich werfe Ihnen vor, dass Sie auf den Menschenrechten von Sexarbeitenden herumtrampeln. Es gibt ein Recht auf freie Berufswahl. Es gibt ein Recht, nicht diskriminiert zu werden. Mir ist keine Menschenrechtsorganisation bekannt, die nicht vor einem Sexkaufverbot warnt.

Ich werfe Ihnen vor, dass Sie jegliche andere Auffassung als Ihre als Prostitutions- oder Zuhälterlobby diskreditieren und damit verhindern, dass wir uns um die inhaltliche Verbesserungen der Bedingungen von Sexarbeitenden kümmern, wie Sexarbeitende weltweit es seit Jahrzehnten fordern. Stattdessen polarisiert sich der Diskurs und es geht schon lange nicht mehr um Inhalte, sondern um Meinungen.

Ich werfe Ihnen vor, dass Sie Stimmung machen. Statt anzuerkennen, dass ein komplexes Thema wie Sexualität -schambehaftet, intim und tabuisiert- es verdient, sachlich, vorsichtig und ergebnisoffen diskutiert zu werden. Dem wirken sie mit Ihrer Hetze gegen Freier*innen und Sexarbeiter*innen entgegen und öffnen Abwertung und Ignoranz stattdessen Tür und Tor. Wir brauchen eine Debatte um Wert, Probleme und Perspektiven für Menschen in der Sexarbeit. Weder Ihr bedauerliches Einzelschicksal noch die begrüßenswerten Erfolgsstories einzelner Kolleg*innen bilden nämlich das ab, was der Durchschnitt von Sexarbeiter*innen in Deutschland zu ihrer Arbeit motiviert. Das gilt es in einer polarisierten Debatte sichtbar zu machen und das verhindern Sie mit ihrer Stimmungsmache.

Ich werfe Ihnen vor, dass Sie eine Debatte verkürzen, emotionalisieren und einen sachlichen Diskurs behindern. Ihre Parolen zeugen von Fanatismus und von mangelnder Differenzierung.. Doch halten diese Parolen der Überprüfung anhand der Realität von Sexarbeitenden nicht stand. Sie halten auch einer wissenschaftlichen Analyse nicht stand. Nicht umsonst gibt es weit über hundert Studien, die sich bereits mit den nachweislich negativen Konsequenzen eines Sexkaufverbots beschäftigen.

Ich werfe Ihnen Opportunismus vor, wenn Sie sich medienwirksam über einen Oliver Pocher empören, dabei das Zwangsouting meiner Kolleginnen kritisieren, aber selbst eine zutiefst feindliche Haltung gegen Sexarbeitende einnehmen und weiterhin ihre „Welt ohne Prostitution“ fordern. Ich fordere Sie auf, aufzuhören, Sexarbeitende wie mich, nach Ihrem Gutdünken entweder als Opfer zu entmündigen oder sich wahlweise mit ihnen zu solidarisieren, wenn es Ihnen gerade passt. Das ist pure Doppelmoral. Hören Sie auf mit dem Wohlergehen von Sexarbeitenden zu argumentieren.
Sie treten für Illegalisierung ein und damit für schlechte Arbeitsbedingungen, Aberkennung von Menschenrechten und steigender Stigmatisierung von Menschen in der Sexarbeit!

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