Whoroscope Podcast

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Whoroscope Podcast:

Das Hurenhoroskop zu Morgen, Gestern & Heute

Der Whoroscope Podcast ist ein Projekt von Fabienne Freymadl und mir. Als unabhängige Sexarbeitsaktivistinnen lag es uns am Herzen, unserer Sicht der Dinge Ausdruck zu verleihen.

Was ist das denn für eine Sicht der Dinge, und warum sollte die Gehör finden?

Sexarbeiter*innen sind Autor*innen in vielen Bereichen, zum Beispiel wenn es darum geht, das politische Zeitgeschehen mit Bezug auf die Sexarbeit zu analysieren und dabei den Interessen von Sexarbeitenden Ausdruck zu verleihen. Außerdem gibt es natürlich Interviews, Talkshow, kleine Clips, aber auch große Dokumentationen oder ganze Filme, die sich mit dem Thema Sexarbeit auseinander setzen. Manchmal geben andere Personen den Sexarbeiter*innen Raum und manchmal verantworten die Sexarbeitenden Inhalte, Format und Themen selbst. So gibt es auch Sexarbeitende, die auf eigenen Kanälen über ihr Leben und Lifestyle (als Sexarbeiter*innen) sprechen. Es gibt da sehr berührende und wichtige Formate und mir liegt es fern, diese Beiträge zu schmälern. Mit Whoroscope wollten Fabienne und ich aber etwas jenseits des inhaltlichen Passepartout ergänzen, und unseren Blick öffnen, für alle Bezüge, die sich ergeben. Ich persönlich würde sogar so weit gehen, die Selbstzensur und die mediale Marginalisierung zurückzuweisen, die Teil des Stigmas ist und der zufolge Sexarbeitende sich gerademal über Sexarbeit aber nicht zu anderen Themen äußern sollen.

Und doch ist der Blick von zwei Sexarbeiterinnen auf die Gesellschaft ein sehr spezifischer und kritischer. Aufgrund der Marginalisierung und des Stigmas haben wir ein anderes Verständnis von sozialen Vorgängen, der Verteilung von Arm & Reich, haben den Begriff Arbeit unzählige Male reflektiert, kennen das Gefühl von Diskriminierung, Ausgrenzung und mit der Doppelmoral der Politiker*innen sind wir sowieso auf Du & Du.

Whoroscope: Ein Horoskop der Gegenwartskultur aus der Perspektive der Sexarbeit?

Bei der Titelfindung war es uns wichtig, den Bezug zu unserem Beruf herzustellen, aber gleichzeitig damit zu spielen. Einen guten Titel zu finden ist gar nicht so einfach. Whoroscope beinhaltet den Begriff Whore (engl. Hure) und Horoskop. Jede*r verbindet etwas mit dem Begriff Horoskop . Doch was bedeutet das Wort eigentlich? Es leitet sich aus dem Altgriechischen ab, von ὥρα, hora, „Stunde“, und σκοπεῖν, skopéin, „betrachten” , also Horoskop: die Stundenbetrachtung und Whoroscope die Hurenbetrachtung. In der heutigen Gebauchssprache steht das Horoskop wahrscheinlich nicht (mehr) für analytische Betrachtung, sondern eher für Alltagsspiritualität und Esoterik. Eine passendere Blaupause konnten wir uns nicht wünschen, denn auch um die Sexarbeit ranken sich jede Menge Mythen, Legenden und Märchen – somit war der Whoroscope Podcast geboren.

Making of
Der Pilot: Die Arbeit mit der Arbeit.

Wenn man Dinge das erste Mal tut gibt es noch keine Routinen, keine bewährten Strategien. Von den ersten technischen Stolperschritten bis hin zur Veröffentlichung des Piloten war es ein langes Stück Arbeit. Inhaltlich genauso. Das Thema Arbeit ist riesig, komplex, widersprüchlich, man droht sich komplett darin zu verlieren. Und immer wieder die Frage, wen soll das interessieren? Was macht unsere Sicht hörenswert?
Für eine Veranstaltung im März in Österreich war ich sowieso gerade dabei, mir einen Überblick über Veröffentlichungen zum Thema Sexarbeit und Arbeitsbegriff zu verschaffen. Fabienne brachte den Begriff digital nomads und gig economy ein. Im Spannungsfeld der Geschichte des Arbeitsbegriff und des Wandels, denn das Verständnis von Arbeit in den letzten Jahrhunderten durchgemacht hat, formte sich dann doch ein spannender Überblick.
In den ersten Feedbacks, die wir bekamen, hallten viele Fragen nach, die wir erwartet hatten: man hätte sich mehr Einsichten in die Sexarbeit gewünscht. Ich sage dazu, das sind die Hör- und Rezeptionsgewohnheiten, die ich eingangs angesprochen habe. Einerseits legen wir uns selbst darauf fest, über Sexarbeit zu sprechen, und das ist ja auch richtig & notwendig, denn wer soll es denn sonst tun? Schließlich sind wird die Expert*innen zu diesem Thema. Aber: Das Thema Sexarbeit ist ein Teil gesellschaftlicher Realität und die Bezüge zum Rest der Gesellschaft sind daher nicht ausgedacht, sondern real. Get over it. Am Beispiel des Begriffs „Arbeit“ wollen wir genau das verdeutlichen, und reden ganz wenig über unseren Job, das war Absicht.

2020. Das Jahr des Podcasts.

Wir haben vor eine Season zu produzieren. Die Themen werden noch nicht genau verraten, nur so viel: Es wird um Aktivismus, Kunst, politische Geschichte, reaktionären Anti-Feminismus und Forschung gehen. Bisher sind wir sowohl was Anschaffungskosten, als auch was Arbeitszeit anbelangt, massiv in Vorlage gegangen. Wenn Du uns finanziell unterstützen möchtest, lass es mich wissen.

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