2019 geht zur Neige. Dies war das 4. Jahr in dem ich hauptberuflich Sexarbeiterin bin. Jedes Jahr hat sich deutlich im Verhältnis zum Vorjahr unterschieden und seit 2018 auch verbessert.
2016 hatte ich alle Hände voll damit zu tun zu begreifen wie die Erotikbranche läuft und wie ich als Selbständige zum Beispiel Buchhaltung auf die Reihe bekomme und am Ende noch davon leben kann. „Anschaffen“ im Nebenverdienst ist etwas komplett anderes als hauptberuflich Secarbeiterin zu sein, das ist meine Quintessenz aus diesen Jahren. Damit bin ich zu Beginn kolossal gescheitert. Nachdem es dann aber so ab Mitte/Ende 2017 in geordneteren Bahnen lief, und ich das Reisen oder auch Touren für mich entdeckt hatte, wurde es stetig besser.
2019 war ein sehr kontrastreiches Jahr: so gut, so problematisch war es auch.
Politisches und Aktivistisches
Politisch schlugen die Wellen hoch: nachdem das Prostituierten“schutz“gesetz mit großen logistischen Schwierigkeiten, de facto keinem Schutz für Sexarbeiter*innen aber vielen Repressionen im Paket und sehr wenig Akzeptanz in der Branche in Kraft war wurde aus der SPD und CDU die Forderung nach Sexkaufverbot laut und lauter. Solche Quasi-Berufsverbote stellen einen massiven Angriff auf demokratische Rechte nicht nur der Sexarbeitenden sondern aller Menschen dar.
Persönlich musste ich für mich erkennen, dass ich mein Engagement im Berufsverband nicht fortsetzen mochte. Leider sind die politischen Fragen dieses Prozesses auch nach 6 Monaten nicht aufgearbeitet und mich schmerzt es, dass selbst unter Kolleg*innen Themen lieber unter den Teppich gekehrt werden. Nicht ernst genommen zu werden, abgewimmelt und vertagt… Wow… damit hätte ich aus der kollegialen Ecke nicht gerechnet. Bis heute haben sich die Akteur*innen nicht dazu geäußert. Adieu Berufsverband.
Das Gute daran: ich kann meine Meinung zu Sexarbeit & Gesellschaft nun viel freier äußern und habe mehr Zeit zu schreiben. Außerdem wird es in 2020 den Podcast geben. Er heißt Whoroscope und ist ein gemeinsames Projekt von Lady Velvet Steel und mir.
Herausragend war die Teilnahme an der Ausstellung Red Umbrella Struggles in Oldenburg. Dort wurde Kunst präsentiert, die von Sexarbeit erzählt, oder eine Zusammenarbeit von Sexarbeitenden und Künstlern ist. Diese Werke musealsiert zu sehen, hat mich sehr sehr stolz gemacht. Das anschließende Gespräch mit den Besuchern war auch von sehr viel Respekt geprägt. Es ergaben sich sogar weitere Termine in der Folge, um über Sexarbeit und Stigma zu sprechen.
Im September hat es mir sehr viel Freude gemacht bei der DSTIG (Deutsche STI Gesellschaft) über den positiven Wert von Sexarbeit für sexuelle Vielfalt und sexuelle Gesundheit zu sprechen. Endlich ein würdigender Blick auf Prostitution. Hier das Video zur Rede.
Im November war mein Highlight das Netzwerktreffen der Gesellschaft für kritische Sexarbeits- und Prostitutionsforschung in Graz. Bei sehr morbider Stimmung und vor der historischen Kulisse der Altstadt Graz durfte ich über Sexarbeitsaktivismus und den Druck der Anpassung an die Tagespolitik sprechen. Meinen Input wird es in einer schriftlichen Fassung hier auch noch zu lesen geben.
Best of sessions 2019
Da war viel Tolles dabei.
Im März habe ich eine Ausbildung in Hypnose gemacht und konnte dann ab Mai damit in Sessions arbeiten. Diese Technik durch Suggestionen und Entspannung eine sehr intensive Atmosphäre vor allem im Kopf des*r Kund*in entstehen zu lassen ist sehr wertvoll für mich und unterstützt meine Arbeit.
Einige meiner Kund*innen sehen nicht so gut, oder hören schwer, manche können ihre Aufmerksamkeit nur schwer konzentrieren und noch schwerer entspannen und loslassen, manche sind nicht so beweglich oder mental sehr fragil. Für diese Menschen und ihre Sexualität zu catern, war mir 2019 ein besonderes Anliegen und ich bin sehr froh, dass Ihr meine Kund*innen seid. Ich bringe Euch große Achtung entgegen und bin offen für Eure Bedürfnisse. In 2020 werde ich für Euch Audios in meiner Homepage integrieren, so dass ein kleiner Schritt Richtung Barrierefreiheit getan ist.
Besonders für mich waren und sind ja die Kitzelsessions. Ich kitzele für mein Leben gern und werde mindestens genau so gern ausgekitzelt. Im Sexwork mit dieser Vorliebe arbeiten zu können ist ein riesen Geschenk und Privileg für mich.
Stichwort: Reisende Gäste. In 2019 habe ich meinen Lebensmittelpunkt wieder ins östliche Berliner Umland verlagert und habe Bayern den Rücken gekehrt. Damit war es mit Gastspielen in Nürnberg, Karlsruhe oder auch Augsburg vorbei. Nach wie vor könnt ihr mich zwar noch in Nürnberg buchen, aber nur mit langem terminlichen Vorlauf und nicht spontan. Umso mehr beschenkt es mich, wenn Gäste für mich reisen. Nach München oder nach Berlin. Das ist einfach toll. Meine größte Hochachtung gilt dem australischen Gast, der sich jetzt angesprochen fühlt und mit dem ich dann die leider nachlassende Berliner Partylandschaft unsicher mache. Oder der Schweizer Fußsklave, der mich in München besucht…
Stichwort: Reisende Ruby. Seit November trefft ihr mich auch in Hannover, im The Sanctum. Dort habe ich hingebungsvolle und experimentierfreudige Gäste getroffen und freue mich auf 2020. Monatlich bin ich dort 2 Mal anzutreffen, Termine sollten vorab gebucht werden. Gern ermögliche ich auch Overnights und individuelle Sessions ab 3h Länge zu anderen Terminen.
Age Play – Sessions. Ein Overnight im Windelwunderland letztes Jahr ist mir in besonderer Erinnerung geblieben. Mit viel Sorgfalt hatte der Gast Outfits ausgesucht, insbesondere in schwerem Gummi zusammengestellt, die ich seitdem für ihn in Verwahrung habe: Bis zum nächsten Mal!
Ruby passiv. In 2019 hat es irgendwann in meinem Kopf Klick gemacht und da war sie wieder, die Lust an der Auslieferung. Nach langer Zeit spürte ich meine devote Seite wieder stärker. Ich würde mich in 2020 darüber freuen, wenn Menschen mit dominanter und sadistischer Veranlagung sich trauen, mich, eine starke selbständige Frau zu leiten und zu beherrschen. Für mich ist dabei das Vertrauen das Allerwichtigste. So wie ich versuche, in meinen zu 90% dominanten Sessions Konsens als das oberste Priorität von Respekt und Wertschätzung zu behandeln, erwarte ich dies auch von Menschen, die mich submissiv buchen. Ich lasse mich auch gern fesseln, mehr dazu in meinem Blog über Bondage und Ropes.
Miscellaneous
Freut Euch auf diese Neuigkeiten in 2020:
Es wird ein Zofenspecial in Berlin im LUX Dominastudio geben. Lady Velvet Steel und ich entführen Euch auf eine Reise rund um Rebellion, Restriktion und Respekt. Ruby als Zofe… sehr selbst.
Ab Sommer 2020 wird entführt. Mit allem Drum und Dran. Wenn Dich das interessiert, stay tuned und schau hier ab und an rein. Es sind tolle Ladies und besondere Doms dabei.
In 2020 wird es ein Angebot zur kollegialen Supervision geben, weiterhin biete ich wie immer Coachings für Kolleg*innen und auch für Kund*innen an. Für einen begrenzten Personenkreis wird es auch die Option geben, pferdegestützt zu arbeiten. Ganz ohne Kink, versteht sich.
So weit – so gut! Ich freue mich auf Euch in 2020.