Ein Plädoyer für die Absurdität
Kaum ein Fetisch ist derart mit Peinlichkeit und Absurdität belegt wie dieser… Babyplay, Adult Baby, Diaper Lover, Windelfetisch oder schlicht der Wunsch wieder klein zu sein. Gleich nach Kaviar steht diese Spielart gern auf den No-Go-Listen vieler Professioneller in der käuflichen BSDM-Welt. Ich biete diese Szenarien an, und werde immer wieder gefragt:
Was ist denn nun der Reiz daran?
Das kann sehr unterschiedlich sein, je nach Ausprägung, genauso wie bei anderen Vorlieben und Neigungen auch. Der eine liebt das Gefühl dick in ein Windelpaket eingepackt zu werden, der andere sucht nach der Demütigung des verwehrten Toilettenganges, und die Aufgabe ganz grundsätzlicher Körperkontrolle. Ein anderer möchte die bedingungslose Geborgenheit der Sitterin spüren, manchmal geht es da um eine strenge, aber nahbare Mutterfigur, manchmal um eine Gestalt, die in eine nur wenig ältere Rolle schlüpft, und ein absolut nicht altersgemäßes Verhalten von dem Zögling fordert, zum Beispiel, sich windeln zu lassen, oder Gummihosen zu tragen. Mir gefällt besonders daran, dass es mit dem Verlust der (erwachsenen) Würde einhergeht, und eine unheimliche Verwandlung mit dem passiven vor sich geht, der fast komplett aus dem Raum-Zeit-Kontinuum des Alltags herauskatapultiert und vollkommen absurde, aber sehr lustvolle Momente entstehen lässt.
Ageplay kann D/s-Komponenten enthalten, es kann um Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen gehen, und um Scham. Oft ist es Crossover. Ich zum Beispiel schlüpfe fast nie in die rein mütterliche Rolle, sondern bin sowas wie eine schwarze, gemeine Gouvernante oder Tante, die zugleich von einer äußerst sexy Ausstrahlung umgeben ist. Wie unerreichbar für mein Opfer in Windeln und/oder Gummihosen, mit dem ich nun mein böses und frivoles Spiel treibe.
In Beziehungen ansprechbar ist dieses Thema, wie viele ausgemachte Fetische, nur selten. Die Fixierung und der Lustgewinn aus dem Spiel drängt aber nach Umsetzung, so berichten viele Diaper Lover, dass sie in Ermangelung eines Partners ihrem Fetisch allein nachgehen und eben Windeln tragen, wenn es in ihr Leben passt. Ein passendes Gegenüber zu finden ist oft fast unmöglich.
Wieso kann man das so gut im Studio umsetzen?
In einem SM-Studio wie dem LUX schaffen wir einen geschützten Rahmen und größtmögliche Diskretion. Gesellschaftliche Konventionen sollten hier in Bezug auf die Fantasie, die Neigung oder den Fetisch möglichst keine Rolle spielen. Der professionelle Spielpartner kann mit der angefragten Spielvariation AdultBaby/AdultChild/DiaperLover gut umgehen und hat Ideen, wie er das kreativ umsetzen kann. Es gibt keine partnerschaftliche Beziehung, in der Begriffe, wie Respekt und Wertschätzung, Kinder oder deren Erziehung und die Erwartungen an den gesellschaftsfähigen Partner immer auch eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Es gibt stattdessen ein Zeitfenster, Kommunikation und Kreativität, die auf die Umsetzung auch der absurdesten Variation vom Kleinsein verwandt wird. Spott oder Gesichtsverslust kommt hier nur vor, wenn er in der Fantasie des Gastes eine Rolle spielt. Ansonsten herrscht hier im Rahmen des Angebotes der Mietenden im LUX Toleranz und Akzeptanz – eben auch für diese absurde“ kleine“ Perversion.
Sehr geehrte Mademoiselle Ruby
Ich bin Ihnen sehr dankbar für diesen Bericht und das Interview.
Es ist leider so, dass dieser Fetisch selbst in der SM/BDSM und Fetischszene nicht erwünscht ist. Da werden zwar allerleid Schweinereien praktiziert. Aber bei Windelfetischisten hört der Spass meistens auf. Wenn ich wieder mal an einen Fetischanlass gehe, vermeide ich mich als Windelfetischist zu outen. Man darf alles Mögliche sein, aber das nicht.
Dass Sie sich ernsthaft mit dem Thema befassen finde ich hervorragend und Vorbildlich. Wenn ich Sie beraten und unterstützen kann bin ich gerne hilfreich. Denn die Fazetten in diesem Bereich sind recht gross. Man kann versuchen Kategorien zu definieren aber auch da überlappen sich die Dinge oft oder sie ändern ja nach dem wie man gerade drauf ist.
Ich bin durch meine Kindheit das geworden was ich bin. Unsere Gouvernante (die einige Jahre bei uns zu Hause wohnte) war streng und sie forcierte es. Sie genoss meine Beschämung und inszenierte Dinge die mich erniedrigten absichtlich und mit Spass. Auch meine beiden älteren Schwestern waren teilweise involviert.
Aber ich will hier jetzt nicht mein Werdegang niederschreiben, es sei denn sie möchte mehr darüber wissen.
Machen Sie weiter so, ich wünsche Ihnen viel Spass und Erfolg
Ein Lausbube